Die Arbeiten erscheinen als künstlerische Studiofotografie. Vor schwarzem Hintergrund stehen Blumen jeweils einer Art in schwarzen Eimern (die auf der Aufnahme wundervoll glänzen), wie man sie aus Blumengeschäften zu kennen glaubt, Gruppen gleichartiger Pflanzen, nicht eine einzelne Blüte, auch kein Blumenarrangement, aber alles perfekt ausgeleuchtet.
Nur der aufmerksame Betrachter spürt, dass es sich nicht um echte Blumen handelt, sondern um Origami-Blumen. Tatsächlich beauftragt die Künstlerin einen Profifotographen. Weil die Unterscheidung zwischen Plastik und Skulptur obsolet ist, muss man die Künstlerin, deren Beitrag die Faltung des Papiers und nicht die Fotografie, als Bildhauerin bezeichnen. Dies ist bereits eine wesentliche Verschiebung, die unsere Wahrnehmung steuert.
Der zweite Blick lässt uns verweilen, wir stellen uns die mühselige Arbeit des Faltens vor - schlicht eine Frage der Geschicklichkeit und der Übung. Die Technik hat Schrüfer in Japan erlernt, also quasi an der Quelle. Das ist die zweite Verschiebung, nämlich ein Ortswechsel.
Diese Blüten haben eine andere Verfallszeit als frische Blumen. Die Gruppen gleichartiger Gewächse suggerieren den Charakter einer Massenproduktion (die nicht stattgefunden hat), verweisen auf einen Prozess.
Origami ist eine bildhauerische Technik. Sie wird hier auf untypische Weise praktiziert und vorgestellt. Eine Aneignung hat stattgefunden, und sie wurde von einem Kulturkreis in einen anderen verschoben. Als Folge behalten die Blumen als solche eine künstliche Poesie. Ihre Darbietung geschieht jedoch mit einer gewissen Nüchternheit. Die Arbeit stellt Fragen, sie gibt keine Antworten.
Hans-Peter Miksch
Leiter der kunst galerie fürth
Kurator der 2. Triennale Schweinfurt für zeitgenössische Kunst, Katalogbeitrag